Basler Museen geben Sri Lanka knapp 90 Objekte zurück
©Bild: Museum der Kulturen
Kolonialismus
Basel-Stadt

Basler Museen geben Sri Lanka knapp 90 Objekte zurück

06.05.2024 10:26 - update 06.05.2024 16:21
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Das Naturhistorische Museum und das Museum der Kulturen arbeiten ihre Sammlungsbestände aus kolonialem Kontext auf. Die Museen geben mehrere Objekte an eine indigene Minderheit aus Sri Lanka zurück.

Der Basler Regierungsrat hat auf Grundlage des Museumsgesetzes dem Vorhaben der Museen zugestimmt, mehrere Sammlungsgüter nach Sri Lanka zurückgeben, schreibt er in einer Mitteilung.

Von Waffen bis Schädel

Das Museum der Kulturen gibt insgesamt 47 Objekte zurück. Diese gehören den Veddah, einer indigenen Minderheit in Sri Lanka. Unter den Sammlungsstücken ist ein Zeremonialpfeil, der als Statussymbol das Oberhaupt der Veddah charakterisiert. Das Museum schickt auch Waffen, sowie Werkzeuge und Töpfe züruck. Das Naturhistorische Museum will zudem 42 Skelette und Schädel von Ahnen der Veddahs in ihre Heimat zurückführen.

Die Objekte und menschlichen Überreste stammen nachweislich aus kolonialem Kontext, schreibt die Regierung. Ihr Erwerb sei aus heutiger Sicht unethisch.

Sri Lanka hat im November 2022 die Rückerstattung der Kulturgüter verlangt. Diese kam von der Veddah-Community und dem zuständigen Ministerium in Colombo. Die Museumsdirektionen und -kommissionen in Basel unterstützen das Begehren ebenso wie das Rektorat der Universität Basel, heisst es in der Mitteilung weiter.

Sarasin-Cousins holten die Objekte nach Basel

Die Kulturgüter und menschlichen Überreste aus Sri Lanka seien mehrheitlich über Fritz und Paul Sarasin nach Basel gekommen. Die beiden Cousins prägten über Jahrzehnte das Basler Völkerkundemuseum, das heutige Museum der Kulturen. In den späten 1890er Jahren führten sie das Naturhistorische Museum. Fritz Sarasin leitete auch den Basler Zolli.

Die beiden Naturforscher reisten im Jahr 1883 erstmals nach Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. Auf der Insel unternahmen die beiden zoologische und anthropologische Feldforschungen. Aufzeichnungen aus dieser Zeit würden zeigen, dass kleine Gruppen der Veddah mit Hilfe lokaler Kolonialbeamter angelockt und mit Versprechungen unter Druck gesetzt wurden. Gerade der Zeremonialpfeil des Veddah-Oberhaupts sei «sicherlich nicht zum Tausch oder Verkauf bestimmt», heisst es in der Mitteilung. Die Basler hätten mit Baumwolltüchern, Glasperlen, Geld und Tabak «bezahlt».

«Zeichen der Versöhnung»

Für die Veddah-Gemeinschaft sei es ein Zeichen der Versöhnung, dass die beiden Basler Museen die Sammlungsobjekte zurückgeben, schreibt der Regierungsrat. Im Gegenzug sei das für die Museen ein «wichtiger Schritt in der Dekolonialisierung ihrer Sammlungsbestände».

Die geplante Rückgabe steht in Zusammenhang damit, dass sich das Museum der Kulturen derzeit einen Überblick über die Provenienz seiner Sammlung verschafft. Ein ähnliches Projekt läuft bis 2026 auch am Naturhistorischen Museum.

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