Mit unter Vibration gesetztem Espresso zum WM-Titel? Ein Basler Barista sagt: Ja!
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Kaffee-Leidenschaft
Basel-Stadt

Mit unter Vibration gesetztem Espresso zum WM-Titel? Ein Basler Barista sagt: Ja!

27.04.2024 12:12 - update 27.04.2024 11:15
Jennifer Weber

Jennifer Weber

Felix Hohlmanns (33) grosse Leidenschaft ist der Kaffee. Mit einer innovativen Idee will der Basler die Jury an der Barista-WM in Südkorea überzeugen.

Am Mittwoch ging die Reise für den Basler Barista Felix Hohlmann nach Busan (Südkorea) los. Das Ziel: Weltmeister werden. Mit im Gepäck: feinste Kaffeebohnen, Tassen, Wassergläser, Löffel – alles, was es für einen weltmeisterlichen Kaffee eben so braucht, abgesehen von der Espressomaschine und der Kaffeemühle, die vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Rund 100 Kilogramm Gepäck kommen so zusammen.

Über die deutsche Barista-Meisterschaft, an der er sich vor zwei Monaten die Goldmedaille sicherte, hat sich der 33-Jährige für die WM qualifiziert. Weil die Konkurrenz an der deutschen Meisterschaft sehr stark war, hätte Hohlmann nicht gedacht, dass es bis nach ganz oben auf dem Siegertreppchen reicht. «Ich war wirklich sehr, sehr überrascht», sagt Hohlmann im Interview mit Baseljetzt. Umso grösser ist jetzt die Freude, an der WM teilnehmen zu können. «Jetzt haue ich auch alles rein, damit es möglichst gut rauskommt.»

Erfahrungsschatz von 20 Barista-Meisterschaften

Der gebürtige Deutsche lebt seit 2012 in Basel und ist in der Kaffee-Szene kein unbeschriebenes Blatt. Hohlmann ist Co-Gründer der Kaffeemacher mit Sitz in Basel. Er betreibt neben dem Café Frühling das Kaffeemacher Café im Bahnhof SBB, eine Rösterei und Kaffeeschule in der Güterstrasse sowie eine eigene Kaffeefarm in Nicaragua.

Bevor er nach Basel kam, hat er praktisch keinen Kaffee getrunken. Als er dann, bedingt durch seinen Job, unterschiedlichste Kaffees probierte, entwickelte sich seine Leidenschaft für das Getränk. «Sie können super fruchtig, super kräftig und erdig sein. Das ist so eine riesige Bandbreite – das fand ich spannend.»

Hohlmann besuchte Kurse sowie Seminare und eignete sich ein grosses Wissen über Kaffee und dessen Zubereitung an. Bald nahm er auch schon an Kaffee-Meisterschaften teil. Mittlerweile kann er auf einen Erfahrungsschatz von 20 Meisterschaften zurückgreifen. «Ich nahm immer mit dem Ziel teil, etwas zu lernen und/oder zu zeigen, was ich herausgefunden habe», erklärt Hohlmann die Faszination solcher Contests.

«Kaffee wird total vernachlässigt von den Menschen»

Barista-Meisterschaften seien «absolute Materialschlachten und super teuer». Dessen ist sich Felix Hohlmann bewusst. Dennoch seien sie «Innovations-Treiber». Alles, was dort entwickelt wird, finde den Weg wieder zurück in Cafés. Dass Mühlen und Kaffeemaschinen beispielsweise besser geworden sind, liege auch an Barista-Meisterschaften.

«Kaffee ist unglaublich vielfältig – und Kaffee wird einfach total vernachlässigt von den Menschen», so Hohlmann. Zwar trinkt fast jede:r Kaffee, dies aber wahrscheinlich grösstenteils unbewusst und nebenbei. «Ich finde es schade, dass wir da kein Bewusstsein dafür haben und das will ich ein Stückweit ändern.»

Was macht denn guten Kaffee aus? «Dass ich nicht schmecke, wie er geröstet wurde, sondern woher er kommt», antwortet der Experte. Das heisst: Hohlmann holt die in den Kaffeebohnen vorhandenen Aromen heraus und versucht, möglichst wenig vom Röstgeschmack drin zu haben.

Mit exklusivem Kaffee aus Panama an die WM

Zurück zur WM: Zwei Monate blieben dem Wahl-Basler nach der Qualifikation, um sich auf das Abenteuer Weltmeisterschaft vorzubereiten. Eine strenge Zeit. «Das Erste, und Wichtigste, was man braucht, ist ein Kaffee.» Denn mit einem «herkömmlichen» Kaffee kommt man nicht weit. «Der Kaffee braucht dann doch noch ein bisschen mehr, was er an Geschmäckern zeigen kann.»

Für die WM hat sich Hohlmann für einen besonders exklusiven Kaffee aus Panama entschieden: «Es ist ein sehr fruchtiger Kaffee. Er hat aber auch eine sehr florale Note, eine ‹jasminige Ader› sozusagen. Er geht aber auch in eine Blutorangen-Richtung. Und er ist sehr, sehr süss», gerät der Barista ins Schwärmen. Gerade die Süsse fasziniert Hohlmann so sehr an diesem Kaffee. «Es ist ein sehr besonderer Kaffee und etwas komplett Anderes, als das, was du in jedem Café in Basel erlebst. Es ist verdammt viel los im Mund.» Das hat seinen Preis: Dieser Kaffee aus Panama würde mindestens zehn Mal so viel kosten wie die teuersten Bohnen der Kaffeemacher, wäre er bei ihnen im Laden erhältlich.

Barista-WM in Busan (Südkorea)

Die Barista-WM findet vom 1. bis 4. Mai 2024 in Busan in Südkorea statt. 54 Nationen nehmen teil. Bei der Vorrunde zeigt jede:r der Teilnehmer:innen eine 15-minütige Präsentation. Im Halbfinal nehmen die besten 16 teil. Im Final treten schliesslich die besten Sechs gegeneinander an. In jeder Runde zeigen die Teilnehmer:innen jeweils die gleiche 15-minütige Präsentation.

Vier Juroren beurteilen die Kaffee-Kreationen der Barista-Meister. Für sie zubereitet werden pro Runde jeweils ein Espresso, ein Kaffee-Milchgetränk und ein alkoholfreier Kaffee-Cocktail. Das bedeutet: Zwölf Getränke innerhalb von 15 Minuten. Bei jedem Schritt muss dabei erklärt werden, was und warum das gemacht wird.

Mit Vibration zum Weltmeister-Titel?

Nicht nur die Kaffeebohnen sind speziell. Für die WM hat er sich etwas Innovatives einfallen lassen – «das hat noch nie jemand so gemacht», so Hohlmann. Durch Zufall ist er auf eine Zubereitungsart gestossen, die «das Kaffee-Trink-Erlebnis verändert». Auf einer Vibrationsplatte bringt der 33-Jährige den zubereiteten Espresso zum Schwingen. «Das ist eigentlich mehr oder weniger das Gleiche, wie wenn man den Espresso mit einem Löffel umrührt – aber halt doch anders.»

Beim Probieren hat Hohlmann festgestellt, dass der Espresso von der Vibrationsplatte besser schmecke als der normal mit dem Löffel gerührte. «Das Wahrgenommene im Mund verändert sich damit.» Denn die Kaffeeteilchen im Wasser werden durch die Vibration umgeschichtet, erklärt der Barista-Meister.

Viel Zeit und Leidenschaft flossen in die WM-Vorbereitungen: Während den ersten drei, vier Wochen investierte Hohlmann 30 bis 40 Stunden pro Woche – im Endspurt waren es rund 80 Stunden wöchentlich. Denn jeder Handgriff muss sitzen. Jeder Satz, den er den Juroren sagt, muss richtig getimed sein. 15 Minuten pure Konzentration.

Mit dem unter Vibration gesetzten Espresso zum Weltmeister-Titel? «Das Ziel ist, die erste Runde zu überstehen und unter die besten 16 zu kommen.» Danach könne alles passieren, sagt Felix Hohlmann.

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