Mehr als die Hälfte der Felsmasse ob Brienz abgestürzt
©Bild: Keystone
Bergsturz
Schweiz

Mehr als die Hälfte der Felsmasse ob Brienz abgestürzt

16.06.2023 12:01 - update 16.06.2023 13:39

Baseljetzt

Am Freitag ist in Brienz (GR) der Berg abgerutscht. Nach ersten Erkenntnissen ist mehr als die Hälfte der zwei Millionen Kubikmeter ins Tal gedonnert. Das Dorf ist wohl weitgehend unbeschädigt.

Nach neusten Erkenntnissen kurz vor Freitagmittag rechneten die Experten damit, dass mehr als die Hälfte, vielleicht sogar drei Viertel der absturzgefährdeten zwei Millionen Kubikmeter Fels – auch «Insel» genannt – heruntergekommen sind, sagte Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Albula auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Ausserdem gingen sie davon aus, dass das Bündner Bergdorf von grösseren Schäden verschont blieb. Die Helikopterflüge der Geologen dauerten zu diesem Zeitpunkt aber noch an. Die zentrale Frage für den Moment sei, ob die umliegenden Gebiete im absturzgefährdeten Hang stabil sind oder nicht.

Phase Blau beendet

Die Gemeinde Albula hat die Phase Blau beendet, wie ein Sprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte. Die Strasse zwischen Tiefencastel und Surava ist seit Freitag, 13 Uhr, wieder geöffnet. Die Bahnstrecke bleibt jedoch bis am Abend gesperrt.

Für die ausfallenden Züge verkehren nun auf dem zuvor gesperrten Strassenabschnitt Bahnersatzbusse, wie Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Albula, weiter sagte.

Mehr als die Hälfte der Felsmasse ob Brienz abgestürzt
Erste Bilder zeigen wie knapp Brienz verschont blieb. Bild: Keystone

Nach Aufhebung der Phase Blau gilt nun wieder die Phase Rot. Damit bleibt die Kantonsstrasse in Richtung Lenzerheide weiterhin gesperrt. Ausserdem ist das Bergdorf Brienz weiterhin grossräumig abgeriegelt.

Zehnfache Beschleunigung

Der Schuttrom aus der sogenannten Insel, dem exponierten Teil des absturzgefährdeten Berghanges über Brienz, ging in der Nacht auf Freitag zwischen 23 Uhr und Mitternacht ab. Zuvor hatte sich die Insel noch einmal sehr schnell beschleunigt. Messungen zufolge rutschte sie 40 Meter pro Tag talwärts. Das ist eine zehnfache Geschwindigkeitszunahme innert Stunden.

Die Gesteinsmassen hinterliessen auf der Strasse nach Lenzerheide eine teilweise bis zu zwölf Meter hohe Mauer aus Schutt. Bereits zwei Tage zuvor waren Felsbrocken auf dieselbe Strasse gestürzt. Vorher-Nachher-Bilder zeigen nun die massiven Veränderungen im Landschaftsbild. Am Vortag waren in dem Gebiet noch nackte Felsen, einzelne Brocken, helles und dunkles Gestein sowie darunter Wiesen, und Bäume zu erkennen. Am Freitag lag dies alles unter der gigantischen Mauer begraben. Das Dorf sah auf den Bildern im Vergleich dazu wie eine Miniaturanlage aus.

Als sich die Felsmassen lösten, sei dies weit herum hörbar gewesen, wie Einwohnerinnen und Einwohner aus Tiefencastel gegenüber Keystone-SDA bestätigten. Auch in den frühen Morgenstunden rumpelte es immer wieder und Staub stieg auf. (sda/fra)

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